Neun Vorträge gab es beim Symposium des Geschichtsvereins zur Entstehung Salzgitters. Dabei entstand auch die Idee zu einer Wilhelm-Heintz-Straße.

Bauen, wohnen, leben in Salzgitter – in einem Zeitraffer der vergangenen 75 Jahre, seit der Stadtgründung am 1. April 1942, gab ein Symposium am Samstag Antworten. Anlässlich des Stadtgeburtstages hatte der Geschichtsverein Salzgitter dazu in den Fürstensaal von Schloss Salder eingeladen.

Gut 100 Zuhörer begrüßte der Vorsitzende des Geschichtsvereins und Organisator der Veranstaltung Dr. Jörg Leuschner im Fürstensaal. Neun Vorträge standen auf dem straff terminierten Tagesprogramm. Selbst für viele mit der Stadtgeschichte Salzgitters vertraute Zuhörer hatten die Referenten interessante neue Aspekte und Sichtweisen zu bieten. Mit den Architekten Herbert Rimpl und Ernst Sagebiel stellten zunächst die Architekten Dr. Jo Sollich und Dr. Elke Dittrich aus Berlin zwei Männer vor, die eng mit dem Aufbau der Reichswerke Hermann Göring und dem geplanten Aufbau einer neuen Stadt als Wohnraum für die Werksarbeiter verknüpft waren.

Weitaus weniger bekannt als Rimpl und Sagebiel ist jedoch Wilhelm Heintz, ebenfalls entscheidend für den Aufbau der damals jungen Stadt Salzgitter tätig. Heintz war Autodidakt als Garten- und Landschaftsplaner und ging mit Leidenschaft in seiner Tätigkeit auf, berichtete am Samstag Soziologe und Studienrat Arne Keilmann aus Offenbach. Heintz beeinflusste nachhaltig die Grünflächenplanung rund um die Siedlungshäuser in den nach 1942 entstehenden Abschnitten I bis VI in Lebenstedt. „Die Gärten hinter den Siedlungshäusern sollten zur Selbstversorgung der Siedler dienen und die Bewohner wurden geschult, diese Gärten anzulegen“, betonte Keilmann.

Klare Vorstellungen habe Heintz aber auch für die Grünflächen zwischen den Wohnbauten gehabt. „Aus den Vorgärten sollten die Siedler ihre Finger lassen, um ein einheitliches Bild nicht zu gefährden, die Grünflächenpflege sollte die Wohnbaugesellschaft übernehmen“, berichtete Keilmann. So habe Heintz zum Beispiel sehr deutlich von Siedlern angelegte Hakenkreuze als „Schmuck“ in den Rabatten kritisiert. Heintz war politisch neutral, nie dem NS-Regime verbunden. „Sie könnten in Salzgitter eine Straße nach Wilhelm Heintz benennen, um an seine Tätigkeit für die Stadt zu erinnern“, regte der Referent an.

Die Stadtentwicklung in der Nachkriegszeit stand dann im Mittelpunkt weiterer Vorträge. Klaus Gossow, der ehemalige langjährige Tiefbauamtsleiter der Stadt, berichtete über umfangreiche Straßenplanungen und Versorgungsnetze, Jörg Leuschner über die Bautätigkeit nach 1945. Die Referenten Arne Herbote und Dr. Ulrich Knufinke aus Braunschweig stellten anhand zahlreicher Fotos dar, wie ihre Architektenkollegen Schulen und Kirchen im Nachkriegs-Salzgitter geplant haben. Insgesamt wurden 22 Schulen und 17 Kirchen im Stadtgebiet gebaut.

Einen Überblick über den Wohnungs- und Städtebau in der Bundesrepublik gab Professor Dr. Tilmann Harlander aus Stuttgart. Nicht nur die durch den Krieg zerstörten Häuser und Wohnungen – „1,5 Millionen Berliner hatten ihr Zuhause verloren“ – seien eine Herausforderung gewesen. „Es mussten auch elf Millionen Flüchtlinge und Vertriebene mit Wohnraum versorgt werden“, betonte Harlander. Er zeigte unter anderem sowohl architektonische „Sünden“ beim Wiederaufbau der Städte als auch soziologische Probleme durch Massenwohnungsbau auf.

Über die Entwicklung Salzgitters von 1990 bis heute informierte abschließend Stadtbaurat Michael Tacke. Außerdem skizzierte er zukünftige Aufgaben der Stadtentwicklung.

 

 


 

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