Mit Herzog Julius kam die Reformation
Geschichts-Symposium in der Kulturscheune erfährt große Resonanz.
„Die Reformation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im 16. Jahrhundert“ war Thema eines Symposiums, zu dem der Geschichtsverein Salzgitter, der Förderverein Burg Lichtenberg, die beiden Propsteien und die Stadt Salzgitter in die Kulturscheune in Lebenstedt eingeladen hatten. Die Resonanz war groß. „Im Schnitt hörten bis zu 100 Gäste die Vorträge“, berichtete Jörg Leuschner, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Und Friedrich Doering, ehemaliger Schulleiter des Gymnasiums, schwärmte: „Das hier ist Wissenschaft – erforschte Geschichte.
Nach dem Grußwort des Fördervereinsvorsitzenden „Burg Lichtenberg“, Karl Hans Kummer, übernahm als Moderator Mark Feuerle (Hannover) die Regie dieses Tages mit sieben Fachvorträgen. Am Anfang stand Widukind, der Herzog der Sachsen. Professor Bernd Ulrich Hucker (Vechta), der sich als guter Kenner der Geschichte Salzgitters erwies, hatte Neuigkeiten über Widukinds Familie und sprach über die Christianisierung der Sachsen.
Mit Spannung erwartet wurde Leuschners Vortrag. Sein Thema: Wie kam die Reformation in die Dörfer des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel? Über die dessen Geschichte, Salzgitter gehörte von 1523 bis 1643 dazu, kam er schnell zum Wechselbad der Reformgefühle der Menschen in Salzgitter. Entscheidend seien gewesen Herzog Heinrich der Jüngere, ein Feind aller Rebellion und entschiedener Gegner der Reformation, sowie Herzog Julius, Anhänger Luthers, der 1568 die Reformation endgültig einführte. Diese Zeit schilderte Leuschner mit spannenden Details. Dabei zitierte er einen oft genannten Zeitzeugen: Pfarrer Georg Tappe (1547 bis 1587), der noch katholisch predigen musste, obwohl er überzeugter Anhänger Luthers war. Zu dessen wohl schrecklichsten Notizen gehörten die Berichte darüber, wie Herzog Heinrich auch im Raum Salzgitter „furchtbar wütete“. Leuschner nannte die Hexenverbrennungen in Salzgitter-Bad, Ringelheim, Lichtenberg und auch Salder. Von den bedauernswerten Frauen hatte Tappe Namen und Herkunft notiert: „Sie sind .... durch den Henker also zermartert, dass es einen Stein erbarmen möchte“ schrieb er auf. Das Schreckliche passierte auf dem Gal(gen)berg nördlich von Salzgitter(-Bad)..
In Braunschweig verlief alles ruhiger, erläuterte der Direktor des Stadtarchivs, Henning Steinführer, denn dort hätten nicht die Fürsten, sondern 1528 die Bürger den Anstoß zur Reformation gegeben. Dabei sei wichtige Vorarbeit für andere Städte geleistet worden. Die erste Kirchenordnung habe der Lutherfreund und Stadtpfarrer von Wittenberg, Johannes Bugenhagen verfasst.
Die weiteren Referenten in der Kulturscheune waren Birgit Hoffmann (Wolfenbüttel), Jördis Lademanne (Dresden), Simon Paulus (Braunschweig/Stuttgart) und Propst Joachim Kuklik aus Salzgitter, der über Macht und Freiheit in der evangelischen Kirche sprach.