100 Gäste waren heute Abend beim Festempfang zum 75. Stadtgeburtstag im Fürstensaal auf Schloss Salder dabei. Es war musikalisch– und sehr amüsant.

Völlig zu recht freuten sich Jörg Leuschner und Georg Ruppelt schon Tage zuvor auf diesen Abend, wie sonst wohl nur Kinder auf ihr Geburtstagsfest: Musik-Professor Andor Izsák gab dem Festempfang zum 75. Stadtgeburtstag am Samstagabend im Fürstensaal von Schloss Salder genau die richtige amüsante, humoristische, unterhaltsame und zugleich feierliche Note.

Etwa 100 Gäste, die der Einladung des Geschichtsvereins Salzgitter gefolgt waren, unternahmen mit Izsák eine Entdeckungsreise durch 3500 Jahre Musikgeschichte. Seine Botschaft: Selbst Jahrtausende alte Melodien klingen oft deutlich jünger. Und: Eine Komposition ist nie wirklich fertig – wie eben auch eine Stadt, egal welchen Alters.

„Singet der Stadt ein neues Lied“

Leuschner, Vorsitzender des Geschichtsvereins, bekannte, zuvor nicht wirklich einen Schimmer gehabt zu haben, was Izsák denn wohl vortragen würde. Die Überschrift seines zweiteiligen Programms, das von kurzweiligen Reden und Grußworten eingerahmt wurde: „Singet der Stadt ein neues Lied“. Izsák, nur wenig jünger als Salzgitter und 1944 als Sohn orthodoxer Juden im Budapester Ghetto geboren, spielte mit Melodien verschiedener Epochen, ließ teils ernst Töne erklingen und nahm die oft staatstragend daherkommende klassische Musik mit begleitender Gesangseinlage auf die Schippe. „Salzgitter ist eine schöne Stadt. Ach ja, ich war noch nicht da“, sang er und sagte zum Amüsement des Publikums: „Händel hätte es vielleicht so gemacht.“ In verschiedenen Tempi und Variationen sang Izsák zum Beispiel lediglich trällernd den Buchstaben „e“, um zur Erheiterung des Publikums festzustellen, dass bierernst klingende Klassik „manchmal wie eine E-Maschine daher kommt.“

Eine Serenade für Salzgitter

Über Wagner, Bach, Strauß und Liszt, über gedankliche Ausflüge in Rokoko, Romantik und Barock kam Izsák schließlich zur finalen Serenade, bei der das Publikum zum wiederholten Male seine Sangeskunst unter Beweis stellen durfte. Gemeinsam ließen die Gäste im Fürstensaal, begleitet von Izsák am Flügel, „Happy Birthday, liebes Salzgitter“ erklingen. Mit Ruppelt, der mit Izsák befreundet ist und am Abend passend zum Tages- und Tagungsthema Architektur unterhaltsam über Bauingenieure in der Literatur sprach, freuten sich alle Gäste des Geburtstagsfest, eine überraschende wie erfrischende musikalische Reise unternommen zu haben. Ebenfalls unterhaltsam, wenn auch auf ganz andere Art und Weise, war der Vortrag des niedersächsischen Finanzministers und Salzgitteraners Peter-Jürgen Schneider. „Mit der Rolltreppe im Hertie-Kaufhaus rauf und runter zu fahren, das war so mit das Größte, was man erleben konnte“, erinnerte er sich an seine Kindheitstage.

Gerne sprach er auch über seine mehr als 20 Jahre währende Zugehörigkeit im Rat der Stadt: „Wir haben wirklich eine Stadt gebaut. Mit Schulen, Kitas und Tausenden Wohnungen.“

Stadt Salzgitter ist einmalig

In seiner Funktion als Minister komme er derweil viel im gesamten Land Niedersachsen herum. Aber eine mit Salzgitter vergleichbare Stadt, mit all ihren Besonderheiten, die gebe es nicht ein zweites Mal im Bundesland.

Detlef Engster, der auf den Tag genau vor 25 Jahren Oberstadtdirektor von Salzgitter wurde, erinnerte sich, was er vor einem Vierteljahrhundert sagte: „Salzgitter ist eine unfertige Stadt. Und es muss noch viel aufgeholt werden.“ Diese Worte hätten an Aktualität nicht verloren. Ein Ziel, das noch immer nicht erreicht worden sein: der Bau einer Stadthalle. „Ich halte es auf Dauer für nicht zumutbar, dass Kulturveranstaltungen in Aulen stattfinden.“